Manchmal sind es kleine Veränderungen, die große Fragen aufwerfen – so wie die Entscheidung des Gemeinderats, die Fahrradständer vor unserem Laden bis 2028 schrittweise zu entfernen. Die frei werdende Fläche soll künftig neun zusätzlichen Autoparkplätzen in der Innenstadt dienen. Die Kosten für diese Umgestaltung: rund 5.000 Euro.

Hintergrund ist die angespannte Verkehrssituation rund um die Baustellen in der Schopfheimer Innenstadt. Die CDU, die Freien Wähler und der Gewerbeverein Schopfheim argumentieren, dass der Einzelhandel unter dem Mangel an Parkplätzen leidet – vor allem für Autofahrer:innen. Die Schaffung neuer Stellflächen für Autos wurde daher als “symbolische Maßnahme” (so Bürgermeister Harscher) zur Unterstützung des lokalen Handels gesehen.

Gleichzeitig bedeutet dieser Schritt auch einen Verlust: Neun Fahrradparkplätze verschwinden, und mit ihnen ein Signal für klimafreundliche Mobilität. Dass diese Entscheidung fiel, ohne die Schopfheimer Bürger:innen direkt einzubeziehen, ist ein Punkt, den viele kritisch sehen. Gerade weil sie im Widerspruch zu einem früheren Grundsatzbeschluss steht: Der Innenstadtverkehr sollte langfristig beruhigt, Aufenthaltsqualität geschaffen und nachhaltige Fortbewegung gefördert werden.

Was passiert, wenn sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder fehlen, konnten wir kürzlich beim Frühlingsfest beobachten. Die Fahrradständer waren temporär entfernt – und prompt standen Fahrräder wild verteilt an Wänden, Bäumen und Straßenschildern. Ein Zeichen dafür, dass der Bedarf an Radinfrastruktur durchaus vorhanden ist.

Diese Entwicklungen werfen keine einfachen Fragen auf, sondern zeigen vielmehr die Komplexität städtischer Entscheidungen. Wie viel Platz wollen und können wir künftig welchem Verkehrsmittel einräumen? Und wie schaffen wir dabei eine Balance zwischen Wirtschaft, Klimaschutz und Lebensqualität?

Die Debatte ist eröffnet – auch wenn die Entscheidung erst einmal gefallen ist.

Einige Beispiele für “wildparkende Fahrräder” findet ihr in der nebenstehenden Galerie